Fortgeschrittenes Prompting – Der Praxis-Leitfaden für hermine.ai
Warum „fortgeschritten“?
Vielleicht haben Sie bereits erste Erfolge mit den Basis-Bausteinen Persona – Aufgabe – Kontext – Format erzielt. In echten Projekten tauchen jedoch schnell neue Herausforderungen auf: lange Dokumente, mehrere Teilaufgaben, Corporate-Ton, strukturierter Output für das BI-Team … Dafür benötigen Sie mehr Feinschliff. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie Sie
- Komplexität meistern – Aufgaben zerlegen und klar strukturieren.
- Qualität sichern – Fehler reduzieren und einen konsistenten Stil erreichen.
- Zeit sparen – wiederverwendbare Prompt-Bausteine aufbauen.
Das Werkzeug-Set besteht aus drei Prompt-Techniken (Instruktion, Rolle, Beispiele) und sechs Prinzipien. Jede Technik wirkt allein, gemeinsam sind sie unschlagbar.
Technik-Shortcuts in 30 Sekunden
Technik | Kurzerklärung | Merksatz |
---|---|---|
Instruktions-Prompt | Explizite Handlungsanweisung (Einzelschritt oder Ablauf) | „Sagen Sie dem Sprachmodell exakt, was es tun soll.“ |
Rollen-Prompt | Weist dem Sprachmodell eine Persona zu, steuert Ton & Fachwissen | „Geben Sie dem Modell einen Hut – es spricht im passenden Jargon.“ |
Beispiel-Prompt (Zero/One/Few-Shot) | Liefert Input-Output-Beispiele, zeigt Muster & Format | „Zeigen Sie, was Sie wollen – das Modell kopiert das Pattern.“ |
Reasoning-Prompt | Fordert das Modell auf, Denkschritte offenzulegen | „Denken Sie laut in Schritten – weniger Rechenfehler.“ |
Starter-Tipp: Experimentieren Sie zunächst mit einer Technik, bevor Sie mehrere kombinieren. So erkennen Sie, welcher Hebel den größten Effekt hat.
Die sechs Prompting-Prinzipien – ausführlich & einsteigerfreundlich
Klare & spezifische Instruktionen
Stellen Sie sich das Sprachmodell als gutmütige, aber wortwörtliche Praktikant:in vor. Fragen Sie „Erzählen Sie mir etwas über Weltraum“, erhalten Sie irgendeinen Text. Formulieren Sie dagegen „Erstellen Sie einen Vier-Satz-Überblick über jedes Objekt im Sonnensystem, sortiert nach Entfernung zur Sonne“, kennt das Modell Länge, Struktur und Ziel und trifft eher ins Schwarze.
Checkliste ✓ Verb am Anfang (Beschreiben, Listen, Berechnen) ✓ Konkretes Ziel (Aufzählung, Vergleich, Schrittfolge) ✓ Randbedingungen (Zeichen- oder Wortlimit, Zielgruppe, Sprache)
Mini-Übung: Lassen Sie das Sprachmodell eine Urlaubs-Packliste erstellen. Erst vage („Packliste Mallorca“), dann konkret („30-Punkte-Packliste für eine 7-tägige Mallorca-Wanderreise im Mai, inklusive Wanderschuhe und Erste-Hilfe-Set“). Vergleichen Sie die Ergebnisse.
Prompt strukturieren – Delimiter & XML-Tags
Sobald ein Prompt mehr als zwei Sätze hat, kann das Sprachmodell Abschnittsgrenzen falsch zuordnen. Einfache Delimiter oder XML-Tags wirken dabei wie farbige Trennblätter in einem Ordner.
- Delimiter – schnelle Trennung
---
# Aufgabe
...
---
# Daten
...
Alternativ Angle-Brackets <<TEXT>>
oder Triple-Quotes """
.
- XML-Tags – Templates & Wiederverwendung
<task>
<instruction>Übersetzen Sie jeden <paragraph/> ins Englische.</instruction>
<document>
<paragraph id="1">...</paragraph>
</document>
</task>
Das Modell erkennt Struktur & Hierarchie und kann den Output ebenfalls als XML liefern.
Wann nutzen? Delimiter = schnelle Ad-hoc-Prompts. XML = standardisierte Workflows (z. B. Support-Vorlagen). Die anfängliche Mehrarbeit zahlt sich durch Konsistenz und Team-Sharing aus.
Output-Format kontrollieren
Ergebnisse landen häufig in Tickets, Präsentationen oder Datenbanken. Wenn Sie das Format vorab festlegen, sparen Sie Nacharbeit.
Beispiel – Markdown-Tabelle
Frage: Erstellen Sie eine Wetterübersicht für Berlin, Hamburg und München (nächste 7 Tage) als Tabelle.
Antwort:
| Tag | Berlin | Hamburg | München |
|-----|--------|---------|---------|
| Mo | … | … | … |
Funktioniert ebenso mit JSON, XML, Aufzählungslisten oder benutzerdefinierten Platzhaltern ([NAME]
).
Quick-Win: Tabellen in Markdown werden in GitHub, Confluence oder Slack automatisch formatiert angezeigt.
Chain Prompts – Aufgaben aufteilen
Drei komplexe Anweisungen in einem Prompt überfordern das Modell. Gliedern Sie lieber:
Ein Prompt, klar gestuft „Schritt 1 – Recherche, Schritt 2 – Analyse, Schritt 3 – Zusammenfassung.“
Mehrere Prompts
- Daten extrahieren
- Ergebnisse sortieren
- Slack-Post formulieren → Nach jedem Schritt können Sie prüfen und nachjustieren.
Merksatz: Kritische Daten? → lieber Multi-Prompt-Chain, damit Zwischenprüfungen möglich sind.
Context-Window-Tricks für lange Inputs
Was bedeutet das? Das Kontextfenster ist die Textmenge, die das Modell „auf einmal“ berücksichtigen kann.
Tipps, damit lange Dialoge nicht den Faden verlieren:
- Glossar/Abkürzungen festlegen – Einheitliche Begriffe helfen dem Modell, Bezüge herzustellen.
-
Abschnitts-IDs – Verweisen Sie explizit auf
<Abschnitt-3>
. - Zwischensummen – „Fassen Sie die letzten 5 Punkte in 80 Wörtern zusammen“, um das Gedächtnis aufzufrischen.
Der Rollen-Boost (Priming)
Eine Rolle aktiviert das passende Vokabular und fokussiert das Wissen.
Typische Rollen – und was sie bringen:
Rolle | Nutzen |
---|---|
Fachjournalist:in | Objektive, klar strukturierte Erklärungen |
Growth-Marketer:in | Überzeugende, zielgruppenorientierte Texte |
Mathematiker:in | Präzise Formeln, Beweise, Schritt-für-Schritt |
Software-Architekt:in | Diagramme, Code-Snippets, Design-Patterns |
Übung: Bitten Sie das Modell, denselben Witz einmal im Shakespeare-Stil, einmal im Stil eines Stoikers zu erzählen. Beachten Sie, wie stark sich Ton und Wortwahl verändern.
Techniken & Prinzipien kombinieren
Starten Sie klein: Instruktion + Format. Benötigen Sie Stil? → Rolle ergänzen. Struktur nötig? → Few-Shot-Beispiele hinzufügen. Logik komplex? → Reasoning aktivieren.
Kurz-Rezept (Template)
<task role="Datenschutz-Jurist">
<instruction>Extrahieren Sie alle DSGVO-Paragraphen und fassen Sie jeden in höchstens 50 Wörtern zusammen.</instruction>
<document> … </document>
</task>
Speichern Sie solche Templates – Kolleg:innen können später nur noch den <document>
-Block ersetzen.
FAQ – Häufige Einstiegsfragen
Frage | Kurzantwort |
---|---|
Wie verhindere ich Halluzinationen? | Kontext & Quellen angeben, Reasoning abfragen. |
Was tun, wenn der Output zu lang ist? | Wort-/Zeichenlimit oder „TL;DR“ anfordern. |
Wie viele Few-Shot-Beispiele? | Meist 3–7, solange das Kontextfenster reicht. |
Kann ich mehrere Rollen mischen? | Besser eine Hauptrolle + Ton-Attribut als zwei konkurrierende Rollen. |
Sind XML-Prompts langsamer? | Minimal, der Nutzen überwiegt bei wiederverwendbaren Templates. |
Fazit – Nächste Schritte
Erstellen Sie eine persönliche Prompt-Toolbox: Rollen, Format-Snippets, Delimiter-Vorlagen. Testen Sie verschiedene Kombinationen, analysieren Sie die Ergebnisse und verfeinern Sie kontinuierlich. Experimentierfreude + Struktur = maximales Potenzial aus jedem Sprachmodell.
Weiterlesen: Few-Shot-Prompting – Templates & Tricks für Fortgeschrittene.
Let the prompts flow! 🚀
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